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Generell war Religion ein vorwissenschaftliches Modell um das Universum abzubilden. Die Menschen nahmen ihren Erkenntnisstand des Universums, versuchten darin Gesetze und Muster zu erkennen und diese Gottheiten zuzuordnen. Was dabei zu berücksichtigen ist ist das ältere Kulturen in einem kleinerem Universum gelebt haben.
Das kleine Universum
Wie kann das Universum kleiner gewesen sein? Damit ist nicht gemeint das es sich immer weiter ausdehnt und damit früher wirklich kleiner war. Es geht hier nicht um das physikalische Universum sondern um das Bild das sich eine Kultur gemeinschaftlich vom Universum macht. Die Variante der gemeinschaftlichen Realität in der sich eine Gruppe von Individuen gemeinschaftlich bewegt.
Im alten Uruk bestand das ganze Universum aus zwei Gebirgsketten, eine im Osten, eine im Westen, dazwischen das Zweistromland. Die Erde war als flache Ebene gedacht und die Sonne erschien morgens aus einer Höhle im Ostgebirge, wanderte über den Himmel und verschwand abends in einer Höhle im Westgebirge. Nachts wanderte die Sonne unter der Erde wieder nach Osten, damit sie wieder aus dem östlichen Gebirge aufsteigen konnte. Die Menschen im heutigen Irak wissen, das die Welt größer ist, das das Universum größer ist, das es Länder und Meere gibt, Sterne und Planeten. Man kann also sagen, das das Universum dieser Menschen früher kleiner war.
Dasselbe trifft auch auf die Menschen Europas zu. Kolumbus suchte eine Westpassage nach Indien um den Gewürzhandel zu verbessern und entdeckte dabei auch Indien. Erst Amerigo Vespucci stellte fest, das er nicht in Indien war, sondern das es sich um einen ganz neuen Kontinent handelte. Der deutsche Kartograph Martin Waldseemüller und dessen Freund der Dichter Matthias Ringmann entschieden dann, das dieser Doppelkontinent nach seinem Entdecker Amerigo Vespucci benannt werden sollte.
Damit wurde die Welt für die Europäer größer als sie bisher war.
Ich möchte hier allerdings anmerken das weder Christoph Kolumbus noch Amerigo Vespucci Amerika entdeckten. Auch nicht Leif Erikson, der vor ihnen diesen Kontinent entdeckte. Die wahren Entdecker Amerikas sind die Menschen die in der Eiszeit über die Beringstrasse gewandert sind und diesen Kontinent für sich erschlossen. Die wahren Entdecker Amerikas sind die Menschen deren Nachfahren heute als First Nations, als Indios und Indigenas bekannt sind.
Damit stellen wir fest, das wir ein Problem haben. Es gibt vier Seiten einer Geschichte. Deine, meine, die Wahrheit und das was wirklich passiert ist. Das was wirklich passiert ist ist für uns Menschen bisher immer unzugänglich und nicht erfahrbar gewesen. Daher bleibt uns nur übrig mit der wesentlich kleineren Wahrheit zu leben die für uns ein Abbild des Universums liefert, was das Universum aber herzlich wenig kümmert. Unsere Wahrheit vom Universum hängt von unserem Wissen über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ab, von den Gesetzen und Verhältnissen im Universum. Aber warum ist das überhaupt wichtig?
Die Wahrheit
Die Wahrheit ist per Definition die Geschichte auf die wir uns geeinigt haben, das sie ein möglichst gutes Abbild der Realität darstellt. Dieser Satz wirft einen Haufen Fragen und Probleme auf.
Wer ist "Wir"?
Wir, das ist eine ständig neue Schnittmenge von Menschen die eine oder mehrere Varianten von Wahrheit gemeinschaftlich glauben. Wir, das sind irische Katholiken. Wir, das sind sunnitische Iraner. Wir das sind atheistische New Yorker. Wir, deutsche Reichsbürger. Jede dieser Schnittmengen glaubt an andere Wahrheiten.
Aber die Wahrheit ist doch keine Geschichte!
Doch. Genau das ist sie. Die Wahrheit ist, das Männer Frauen überlegen sind und das es nur gerecht ist, wenn sie ihren Platz in der Gesellschaft kennen. Die Wahrheit ist, das weisse Menschen, dunkelhäutigeren Menschen überlegen sind und am meisten den Schwarzen. Die Wahrheit ist, das die Erde eine Scheibe ist und das die Erde eine Hohlkugel ist. Die Wahrheit ist, das Hitler in den 70ern in Argentinien gestorben ist und das Nazis die dunkle Seite des Mondes besiedelt haben. Die Wahrheit ist das die Democrats die Guten und die Republicans die weniger Guten sind. Aber die Commies sind definitiv die Bösen. Die Wahrheit ist, das Putin im Osten in Mordor wohnt und das dort nur verdrehte und bösartige Menschen leben.
Im Prinzip ist das alles Käse. Aber für irgendjemanden auf diesem Planeten sind eine oder mehrere dieser "Wahrheiten" wirklich und verbindlich. Und jede dieser Aussagen wird durch weitere kleinere Aussagen und Geschichten gestützt und geschützt. Zusammen bilden sie einen Realitätskanon der ein möglichst gutes Abbild des Universums darstellen soll.
Unsere Geschichte, die Geschichte der Welt und der Völker ist eine Version, auf die wir uns als Kanon geeinigt haben. Sie bildet nicht das wirkliche Geschehen ab.
Wie einigt man sich denn auf sowas?
Gemeinhin sollte es kein willentlicher Akt sein, aber "unsere Geschichte" lehrt uns besseres. Caesars "Gallischer Krieg" ist ein Abbild der Wirklichkeit aus der Sicht eines römischen Feldherren. Herodots Historien sind die Wirklichkeit aus der Sicht eines hellenischen Schreibers. Die Geschichte der westlichen Welt ist die Geschichte des weissen Mannes und die Geschichte der Welt ist die Geschichte der Menschen. Nicht die der Delphine und Wale, nicht die der Quallen oder Kopffüssler. Nicht die Geschichte der Sterne. Eine Geschichte der Menschen. In unserer Geschichte sind wir der Held. Manchmal glorreich, manchmal tragisch, aber immer der Held.
Was soll daran gut sein?
Ich schrieb ein gutes Abbild. Ganz bewusst schrieb ich nicht "ein möglichst exaktes Abbild" sondern ein gutes. Für die weisse westliche Hegemonie ist ihre Version der Geschichte ein gutes Abbild. Trotz allem kommen wir darin noch halbwegs erträglich gut weg. Trotz des "Trail of Tears" trotz Massengenozide und Sklaverei, Ausbeutung, Unterdrückung, Vernichtung, Verstümmelung. Insofern ist unsere Wahrheit gut. Für uns. Ein Angehöriger der First Nations wird das anders beurteilen. Oder eine lesbische nichtchristliche schwarzafrikanische Frau.
Die Wahrheit ist immer ein gutes Abbild für die Leute, die diese Teilen. Es ist kein exaktes, kein präzises Abbild. Es ist nicht ehrlich. Ehrlich wäre zu sagen, wie Carl Sagan es einmal gemacht hat, das wir eine unwichtige Spezies auf einem unwichtigem Planeten einer unbedeutenden Sonne am Rand einer mittelmäßigen Galaxie eines durchschnittlichen Universums sind. Ehrlich wäre zu sagen, das wir nur eine Form von Entität sind auch auf diesem Planeten, die Wahrheit ist, würde morgen etwas intelligentes (und was intelligent ist bestimmen wir) aus dem Ozean kriechen würden wir es auf der Stelle erschiessen.
Gut ist also ein relativer Begriff.
Götter im kleinen Universum
Wenn man Gott als "Geisteswesen" übersetzt, so wie es auch im Sinne der Kelten war, dann sind wir auf einem Niveau der Theologie aus vorchristlichen Zeiten. In der keltischen Mythologie wird oft beschrieben, das die Göttin des Flusses nicht nur über den Fluss herrscht, sondern auch der Fluss ist. Eire ist nicht nur die Herrin von Irland, sie ist auch Irland. Gottheiten werden hier in der Regel als sowohl-als-auch Entitäten verstanden. Sie haben wie auch in den anderen vorchristlichen polytheistischen Mythologien sowohl Wünsche, Bedürfnisse und Ziele sondern sind auch die Verkörperung von Aspekten des Universums. Zeus ist nicht nur der himmlische Herrscher, der Göttervater und der Verführer von jungen Frauen sondern auch der Himmel und der Blitz. Die Rolle von Göttern als Protagonisten im mysthologischen Drama hat mehrere Gründe. Einerseits haben sich einige Leute wirklich vorgestellt das die Götter menschliche Bedürfnisse und Wünsche haben, andererseits funktioniert unser Hirn so, das wir komplexe Sachverhalte und Zusammenhänge besser als eine Geschichte verstehen als wenn man sie als in einen trockenen Faktenbericht verpackt. Die komplexen Zusammenhänge und Verhältnisse in der Natur erklären sich über die Allegorien der Mythen. Das Problem ist nur, das viele Menschen nicht in Allegorien denken können. Akut kann man das am Beispiel bibeltreuer Christen sehen, die die Genesis eins zu eins übersetzen, "Intelligentes Design" predigen, Dinosaurier leugnen und die Erde auf ein Alter von 6000 Jahren datieren. Zum Glück sind nicht alle Christen so.
Wir können als Arbeitsgrundlage einmal annehmen, das Götter Sinnbilder für Aspekte des Kosmos sind. Teile des Ganzen. Dadurch das sie Sinnbilder reeler Verhältnisse sind sind sie natürlich auch real. Allerdings nicht in Form von Darstellern einer Soap-Opera. Götter sind die Muster und Allgorithmen des Universums.
Das Universum auf das sich unsere Vorfahren bezogen ist allerdings so unendlich kleiner als das uns heute bekannte. Dementsprechend decken auch die damaligen Götter nur kleine Aspekte des Vorstellbaren ab. Das soll keine Abwertung sein. Das Problem das sich stellt ist, das durch die massive und gewaltsame Christianisierung und darauffolgende Auslöschung des Wissens der Welt die Tradierungslinien und damit auch die Möglichkeiten zur Entwicklungen zertrennt wurden. Der Anbruch von tausend Jahren Finsternis des Geistes. Erst durch die Renaissance, die Wiedergeburt der Antike kam wieder Licht in die Welt. Nicht durch die Güte Gottes und der Mutter Kirche sondern durch die Rückkehr der alten Götter und Philosophen, der alten Gelehrten und Dichter, die den Menschen halfen eine Kerze inmitten der Finsternis zu entfachen und zu einem gleissenden Licht wachsen zu lassen.
Wäre die Welt nicht ein Opfer der langen Finsternis des Geistes geworden hätten sich die Götter entwickelt. Es gäbe heute Götter des Internets, der Raumfahrt und des Planck-Raums. Wo sind die Götter der Gravitation, der Evolution und der schwarzen Materie? Sie sind nicht da, weil sie keine Zeit hatten in ihre Rollen hineinzuwachsen. Stattdessen reicht es Polytheisten heute alte Kulte wiederzubeleben als wäre es ein Theaterstück das man aufführen kann, ein Tanz auf dem Parkett mit einem Kadaver. Heutige Götter müssen zwangsläufig größer sein, allgegenwärtiger, umfassender. Lovecraft hat mit seiner Mythologie ein gegenwärtigeres Pantheon erschaffen, unbeabsichtigt, als heute Pagans in der Regel zu erfassen bereit sind. Allerdings muss man dazu sagen, das das nicht in Herrn Lovecrafts Intention lag. Dieser war Materialist und spielte zwar mit Kulten und Religionen als Kulisse für seine Geschichten, wollte aber selber immer Atheist.
Gott ist tot - und nun?
"Gott ist tot" schreibt Nietzsche in seinem "Der Antichrist". Gemeint ist, das Gott keine Antwort hat auf das Leben sondern ein Gott des Jenseits ist, ein Gott des Weltuntergangs und des jüngsten Gerichts. Und Gott ist kein moralischer Kompass mehr. Das Christentum hat Einheit gebracht, Stabilität, aber auch Gewalt, Intoleranz und Finsternis. Das Christentum ist eben keine Religion der Nächstenliebe und der Toleranz sondern des Zwangs zu einem Gehorsam, zur Abschaffung des freien Willens.
Nach dem Wiederaufflackern des Lichts in der Renaissance verliert das Christentum immer weiter an Bedeutung, Macht und Boden. Es wandelt sich nicht, kann sich nicht wandeln und hat damit auch seine Berechtigung als Leitstern, als moralischer Kompass für die Menschen verloren.
Das Universum an sich gibt uns keinen Sinn. Wir sind ein Zufallsprodukt, ohne besondere Bedeutung ganz zu schweigen von einem tieferen Sinn in der kosmischen Ordnung. Der Mensch braucht aber eben diesen Sinn im Leben. Ein nihilistisches Weltbild erfüllt nicht, leitet nicht, treibt nicht voran. Ohne Sinn sind wir nichts. Also müssen wir unseren Sinn, unsere Bedeutung wiederfinden. Wir müssen erkennen wer wir sind und wo und warum. Wir brauchen Bedeutung. Diese Bedeutung können wir nur in einer Deutung des Universums finden die uns einen Platz zuweist.
Theismus und Dualismus ist meines Erachtens ein Modell von gestern. überholt. Auch ein Knackpunkt den ich an den heutigen paganen Strömungen kritisiere. Aber die beste Kritik nutzt nichts, wenn man nicht etwas hat was man des Alten statt stellen kann. Oder um es mit Wittgenstein zu sagen "Worüber man nichts zu sagen hat, sollte man schweigen."
Wenn wir einen modernen, gegenwärtigen Paganismus für gestern, heute und morgen haben wollen müssen wir darüber reden und diesen gestalten. Was wir brauchen sind neue Sänger die unsere Lieder singen, neue Dichter die unsere Verse schmieden und neue Philosophen die mutig sind neue Ideen zu denken, anstatt immer nur das alte wie ein ewiges Theaterstück aufzuführen.
Es heisst, Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht das Halten der Asche. Dann sollten wir das Feuer wieder entfachen und weitergeben anstatt die Asche zu halten und zu verehren.
Der Aether und das All
Vorweg. Ich beziehe mich hier nicht auf den Aether als physikalische Substanz, als Medium für das Licht, diese These wurde vor langer Zeit erfolgreich widerlegt. Ich rede hier auch nicht vom Aether im Sinne eines dualistischen Weltbildes. Im Dualismus wird angenommen das es eine physische Welt und eine geistige Welt gibt, eine Welt der Essenzen und er Seelen. Nach meinem Dafürhalten braucht es für den Geist keinen weiteren Raum, ich bin Monist und Materialist. Für mich ist aller Geist in der Materie.
Aber warum jetzt Aether? In der griechischen Mythologie ist Aether der Sohn der Nyx und repräsentiert den obersten blauen Himmel. In meiner Überlegung ist der Aether eine gedachte Ebene, keine wirkliche, in der die Verhältnisse und Kontexte zwischen den Zuständen interagieren. Das soll heissen, das überall im Universum die verschiedensten Naturgesetze miteinander interagieren und innerhalb ihrer relativen Bezüge, sprich der Verhältnisse vor Ort, in Abhängigkeit stehen. Der Aether ist hier die gedachte Ebene in der wir uns die Algorithmen und Prozesse der Materie und der auf sie einwirkenden Kräfte vorstellen. Damit verlassen wir zu keiner Zeit den materialistischen Monismus aber können uns Phänomene wie den Geist vorstellen. Der Aether ist auch der Raum in dem wir uns die modernen Götter vorstellen als eben diese Verhältnisse zwischen den Kontexten. Die Muster in der Realität. Die Geister in der Materie.
In Anbetracht des Gedankens das alles was wir Götter nennen Geistwesen sind, oder besser Muster in der Realität, also real vorhandene Muster einer realen Kosmologie wäre der Aether dann weder Feld noch Materie sondern die Abhängigleit zwischen den Kontexten. Die vorhandenen Algorithmen und Beziehungen zwischen Kräften und Materie im ganz realen Sinne die sich zwischen den Digen aufgrund ihrer Beschaffenheit vollziehen.
Aether wird hier nicht als physikalisches Medium gedacht auf dem sich das Licht bewegt, diese Theorie wurde überprüft und hat sich schon vor längerem als falsch erwiesen. Elektromagnetische Wellen benötigen kein als Aether gedachtes Medium zur Fortbewegung analog zu Schallwellen in Gasen oder Flüssigkeiten.
Aether wird hier als Sphäre gedacht in der sich kontextuale Abhängigkeiten bewegen. Ein rein geistiger Raum der sich aus dem Materiellen ergibt. In dieser Denkart ist das geistige nicht losgelöst dualistisch sondern durchaus monistisch materiell ein Ergebnis der Materie. Da diese kontextualen Bedingungen seit dem Urknall bestehen und sich weiterentwickeln könnte man durchaus davon sprechen das der Aether in diesem Sinne einen Ewigkeitsanspruch hat.
Der Gedanke dahinter ist das das Universum dazu neigt stabile antientropische Strukturen zu bilden die aufeinander aufbauen und im Verlauf dieser Entwicklungen immer komplexer werden und dabei Synergien entwickeln, das bedeutet, das sie mehr sind als die Summe ihrer Einzelteile.
Das Göttliche wird hier im germanischen Wortsinne gedacht, wo das Wort Gott für "das Geistwesen" steht. Mein hier dargestelltes Verständnis von Geistwesen ist nicht das einer Entität aus einem irgendwie gearteten Zauberstoff sondern als Summe von Informationen und Wechselbeziehungen innerhalb eines Kontextes, eines Millieus. Damit dürfte ich weniger weit daneben liegen als andere was das Verständnis dieser "Entitäten" angeht wenn man sich das Verständnis unserer Altvorderen von Göttern beschaut. Da war der Berg von einem Gott beseelt, der Gott war aber auch der Berg. Er herrschte nicht über den Berg, er gebietete nicht dem Berg, er war der Berg. Dieser Berg um bei dem Beispiel zu bleiben ist unser Kontext und innerhalb dieses Kontextes passieren Dinge nach bestimmten Regeln und Abläufen. Und so wie jeder Stein und jeder Baum individuell ist, so ist auch jeder Berg individuell und "eigen".
Berge sind an sich ja wandelbar aber aus der menschlichen Zeitperspektive sehr statisch. Im Gegensatz dazu haben wir Flüsse. Heraklit hat ja schon passend angemerkt das man nie zweimal durch denselben Fluss gehen kann. Flüsse haben auch einen individuellen Charakter aber auch gerade das nicht statische, das permanent sich verändernde ist Teil ihres Kontextes.
Wir verlassen hier wohlgemerkt niemals die physikalische materialistische Ebene und dichten den Objekten keine Zaubereigenschaften an. Worauf ich hinauswill ist, das die Materie an sich mit ihren Beziehungen in sich und ihrem Umfeld aus sich selbst heraus Muster generiert die man für jeden einzelnen Kontext als "charakteristisch" bezeichnen könnte. Und was ist Homo Sapiens nicht auch wenn nicht eine hervorragende Mustererkennungskreatur? Wir sehen den Charakter des Himmels, des Berges und des Flusses und ziehen Analogien zu bereits bekannten und verknüpfen dieses. Wie auch sonst sollten wir anderen von unseren Erkenntnissen berichten?
Meines Erachtens ist das grundlegend falschverstandene die generelle Wahrnehmung der Realität und wie nicht nur unsere Umwelt unser Denken formt sondern wie auch wir durch unser Denken die Realität in der wir uns bewegen verändern. Sprache ist ein Weg in den Verstand und der Verstand formt die Realität im Kopf. Wenn ich mit meiner Sprache in den Verstand eines Menschen eindringe kann ich seine Realität auf den Kopf stellen. Das Universum lässt das freilich unberührt.
Aether ist hier ein von mir willkürlich gewähltes Wort. Ich habe zum Beispiel für die keltische Kosmologie kein entsprehendes Wort gefunden. Selgowiros schlägt protoindoeuropäisch Xarthus dafür vor oder gallisch Toncnama für Schicksal, Drus für das Geflecht des Weltenbaumes und Assus für die Gesetze denen dieses Geflecht folgt. Dies findet seine Entsprechung im Wyrd als Verflechtung von allem und dem Oerlag, den primären Gesetzen denen das Wyrd folgt.
(siehe dazu Assus und Uertos, Senubessus Bolgon)
Cyberpunk und Solarpunk und die libertäre Idee
Wenn es einen zeitgemäßen Paganismus geben wird, wird sich dieser wohl am ehesten an verschiedenen Ideen orientieren müssen die sich mit der unmittelbaren Gegenwart und der Zukunft beschäftigen. Ich persönlich mache drei Kernideen aus an denen wir uns meiner Meinung nach orientieren sollten.
Cyberpunk
Cyberpunk beschäftigt sich als literarisches Genre mit der einer dystopischen Variante der Zukunft in der Konzerne die Funktion von Staaten übernehmen, die Grenzen von Wahrheit und Realität verwischen und der Mensch im Brennpunkt von Technologie und Informationsfluss steht. Im Prinzip ein Punkt dem wir uns immer weiter annähern und der je mehr Jahre verstreichen immer weniger futuristisch ist.
Allerdings gibt es auch positivere Ideen aus dem Cyberpunk Genre wie zum Beispiel die Handlung aus Dan Simmons mehrbändigem Hyperion und Endymion das sich nicht nur mit der Hegemonie der Planeten und der Wahrheit dieser Zivilisation auseinandersetzt, sondern auch die Sphäre des Technocore, der Zivilisation der KIs die sich von der Menscheit losgesagt haben sowie der Ousters, anarchistische Weltraumnomaden. Das sind nur ein paar der Fraktionen in nur einem Werk des Genres und nur ein Bruchteil von tausenden faszinierenden Ideen die nicht alleine auf Fantastereien aufbauen sondern auch auf handfesten philosophischen Überlegungen und auch zeitgemäßen Problemstellungen.
Wir sollten das Universum durch die Augen der Informationsflüsse, der diversen philosophischen Ideen und der technologischen Entwicklungen sehen und das färbt direkt auch unsere Weltanschauung ab.
Solarpunk
Solarpunk ist ein Begriff für etwas, das mir persönlich schon lange am Herzen liegt, für das ich aber zu meinem Leidwesen keine Benennung hatte. Solarpunk ist eine fiktionale aber auch reale Strömung von kulturellen, ideologischen und technologischen Ideen die auf der Synthese von Technik und Natur beruhen, auf dem Gedanken der Nachhaltigkeit und der Erhaltung des Lebendigen. Solarpunk ist nicht nur international und interkulturell sondern auch nicht ausschliesslich anthropozentrisch, sprich nicht ausschliesslich auf die menschliche Perspektive fixiert. Es finden sich gesamtökologische IDeen und auch transhumanistische im Solarpunk wieder.
Wie bereits angesprochen handelt es sich hier wie auch bereits beim Cyberpunk nicht um eine rein fiktionale Idee. Solarpunk findet sich in der off-the-grid Szene, der Tierbefreiungs- und Tierschutzbewegung von NaBu über Greenpeace und WWF bis hin zu PETA und dem Seasheperd. In der Plastikfrei-Bewegung und der vegetarischen und veganen Esskultur spiegelt sich das zu Teilen ebenso wieder wie in der generellen Umweltschutzbewegung der Kohlegegner im Hambacher Forst, der Atomgegener bei den Castortransporten oder den Autogegnern.
Libertäre Idee
Zeitgemäßer Paganismus sollte sich ebenso in der anarchistischen dezentralisierten libertären Bewegung wiederspiegeln. Zu dieser Idee gehören nicht nur der klassische Anarchismus, Syndikalismus und Sozialismus sondern auch, FabLabs und FabCities, der Rückeroberung von Produktionsmitteln, der Opensource und Openhardware Bewegung, Transhumanismus und der Rückeroberung von kulturellen Freiräumen. Kryptowährung und generell der Schutz des privaten Raumes oder wie die Hackerbewegung es 1984 formulierte "private Daten schützen, öffentliche Daten nutzen" gehören dazu, der CCC, Richard Stallmann, Kropotkin, Bakunin, Erich Mühsam, Noam Chomsky. Ein Paradebeispiel für gelebte Anarchie ist das Internet gewesen. Ein Umstand der bis heute von Autoritäten und Institutionen mit allen Mittel bekämpft wird und versucht wird niederzuschlagen.
Paganismus ist eben kein Teil der bestehenden Wertehegemonie, eher ein unerwünschter Effekt der nicht erwünschte Ideen verbreitet. Libertäre Ideen sollten uns alleine schon aus Eigennutz am Herzen liegen. In einem Klima von Authorität kann es keine kulturelle Vielfalt geben. Wie auch schon im oben angeführten "Hyperion und Endymion" von Dan Simmons spielt gerade das libertäre und anarchistische Moment der kulturellen Vielfalt ein wichtiges Element, um nur ein einziges literarisches Werk zu zitieren.
Fiktion oder Realität
Manch Leserin und Leser mag sich denken, was haben fiktive Werke mit der Realität zu tun? Warum sollte uns das in irgendeiner Form tangieren? Erstens, wie ich bereits anführte gibt es für alle drei Strömungen nicht nur fiktive Referenzen sondern auch durchaus auch reale und nicht einmal nur historische Besipiele, sondern durchaus gegenwärtige. Nehmen wir Cyberpunk, da haben wir den Fall Snowden der uns die Allgegenwart des allsehenden Auges gezeigt hat, Cambridge Analytica die manipulierfähigkeit der Realität und die Gegenwärtige Realität von militärischen Drohnen, intelligenten Maschinen, denkenden Städten, künstlichen Intelligenzen und allen philosophischen Dillemas die das mit sich bringt. Solarpunk findet sich in der Umweltschutz- und Tierschutzbewegung, der Klimaschutzbewegung und der Bemühungen in nachhaltigem wirtschaften und produzieren. Die libertäre Idee wird in Zeiten von um sich greifenden Nationalismus, Faschismus und Rassimus in Europa immer dringender, aber auch wenn es um die Wiedererlangung vom Kommunikationsräumen, Informationsfreiheit und Gedankenfreiheit geht.
Die angesprochenen Ideen sind eben nicht fiktional sondern durchaus real. Und welchen Sinn hat Fiktionale Literatur, Film und Fernsehen wenn nicht diesen, den Raum für Vorstellungen, Ideen und Gedanken zu erweitern und zu vergrößern damit gedacht werden kann, was vorher nicht gedacht werden konnte? Und sind es nicht die Ideen, Träume und Wünsche nach denen Menschen die Welt gestalten und verändern? Fiktionale Literatur hat durchaus ihre Berechtigung in der Welt als Medium.
Diskurs
Ob es gerade diese Ideen sein werden auf denen ein Paganismus fussen wird, wenn er denn den Sprung in die Gegenwart schafft benötigt einen allgemeinen Diskurs zwischen vielen verschiedenen Menschen die Ideen gemeinsam tragen und ihnen damit Legitimation und Kraft verleihen. Wenn dieser Diskurs allerdings nicht geführt wird hat entweder der Paganismus keine Zukunft oder einige wenige werden für viele die Richtung bestimmen die eingeschlagen wird und erfahrungsgemäß sind Entscheidungen die von den Wenigen für die Vielen getroffen werden von Interessen geleitet die die Wenigen auf Kosten der Vielen begünstigen und in Vorteil setzen.
Das haben wir schon viel zu lange durchlebt und mitgetragen. Es wird Zeit diesen Kreis ein für alle Mal zu durchbrechen.