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Die Philosophen haben die Welt nur verschieden
interpretiert; es kommt drauf an, sie zu verändern.
Karl Marx
Thales von Milet
Thales war ein vorsokratischer Naturphilosoph im antiken Griechenland und einer der ersten auf die die Bezeichnug des Philosophen passte. Er stellte sich die Fragen nach dem Urgrund der Dinge, der Beschaffenheit und der Gesetze des Kosmos. Von Thales berichtet man sich das er unter anderem durch genaue Beobachtung der Himmelsmechanik und Anwendung der Mathematik eine Sonnenfinsternis exakt vorausgesagt haben soll. Auch ging er davon aus das der Urspung aller Dinge das Wasser sei. Von ihm werden zwei Anekdoten bis heute erzählt:
Thales und die Ölmühlen
„Man hielt ihm […] aufgrund seiner Armut vor, dass die Philosophie eine nutzlose Beschäftigung sei. Da er nun infolge seiner Sternbeobachtung erkannt hatte, dass es eine reiche Olivenernte geben werde, soll er noch im Winter […] für alle Ölpressen in Milet und Chios Anzahlungen hinterlegt und sie, da niemand dagegenhielt, für einen geringen Betrag gemietet haben. Als aber der rechte Augenblick gekommen war, und gleichzeitig und plötzlich ein hoher Bedarf an Ölpressen entstand, habe er sie zu seinen Bedingungen vermietet und viel Geld dabei gemacht. Er habe damit bewiesen, dass es für Philosophen leicht sei, reich zu werden, wenn sie nur wollten, es jedoch dies nicht sei, wonach sie strebten.“
Aristoteles: Politica
Thales und die Magd
„Thales […] fiel, als er sich mit den Sternen beschäftigte und nach oben blickte, in einen Brunnen. Da soll ihn eine witzige und reizende thrakische Magd verspottet haben, weil er zwar die Dinge am Himmel zu erkennen begehre, ihm aber, was ihm vor den Füßen liege, entgehe.“
Platon: Theaetetus
Die Philosophie muss sich seit ihren ersten Tagen den Vorwurf gefallen lassen nur theoretisch zu sein aber keinen praktischen Nutzen zu haben und damit keinen weltlichen, anwendbaren Wert. Sicherlich gibt es einiges an Philosophierei das nicht praktisch anwendbar oder nützlich ist aber generell hat jede Philosophie den Zweck die Welt zu deuten. Die Wissenschaft erklärt uns warum etwas ist und wie es funktioniert, die Philosophie erklärt und was uns das jetzt sagt und wie wir damit umgehen.
Momentan beschäftige ich mich mit der Stoa und da geht es immer wieder um das Thema das die stoische Philosophie eine anwendungsorientierte philosophische Schule ist. Ich persönlich finde das irritierend. Wenn wir uns Platons Ideenlehre ansehen oder die aristotelische Tugendethik, die Ethik eines Immanuel Kant, die Weltdeutung eines Karl Marx , die Weisungen eines Laotse, das ethische Werk Konfuzius oder die Lebensregeln des Musashi Myamoto, alle sind direkt auf die praktische Anwendung innerhalb der wirklichen Welt ausgerichtet.
Die Philosophie von Karl Marx, Adam Smith, Ayn Randt und diverser anderer Philosophen und ihre Theorien über Ökonomie beeinflussen unser Leben in einem allumfassenden Ausmaß. Aber auch die Staats- und Gerechtigkeitstheorien der alten Römer, die wissenschaftliche Methodik eines Willem von Ockham, der Rationalismus eines Descartes oder die Sprachtheorie von Ludwig Wittgenstein beeinflussen unser Leben täglich. Und das sind nur die westlichen Denker, da sind die Denker Asiens, Afrikas und generell alle indigenen Denker nicht einmal mit berücksichtigt. Und offenbar war die Philosophie und die Weltanschauung unter anderem der First Nations nicht unerheblich für Europa, wurden aber nicht erwähnt, weil "Wilde" keine zu berücksichtigende Meinung haben können[1].
Philosophie, ernsthafte Philosophie, sollte immer verinnerlicht werden und eine direkte Auswirkung auf die Welt haben. Deshalb ist die Beschäftigung mit der Philosophie und den Philosophen auch weder Zeitverschwendung noch eine brotlose Kunst. Philosophie, gute Philosophie ist die theoretische Grundlage eines praktischen Handelns. Es ist bedauerlich das die Philosophie und ihre Vermittlung keinen höheren Stellenwert bei der allgemeinen Schulbildung in Deutschland hat.
Ein Problem der Philosophie ist allerdings, das sie eine intellektuelle Sprache bemüht. Philosophie sollte sprachlich allgemein und einfach gehalten sein, gerne auch in kleinen Meditationen, Aphorismen und Litaneien, damit sie eben der breiten Masse an Menschen zugänglich ist, die eben nicht akademisch ausgebildet ist. Was nützt die stoische Philosophie wenn sie der Arbeiter nicht versteht? Was nützen die Texte von Noam Chomsky [2] einer Mutter oder eines Vaters bei der Erziehung der Kinder wenn sie nicht in der Muttersprache zugänglich sind und nicht verstanden werden können?
Wenn wir vernünftig politisch agieren wollen, soziale Lebewesen sein wollen, unser Leben bestreiten wollen müssen wir uns mit philosophischen Fragen auseinandersetzen. Wenn wir wollen das unsere Gedanken dazu die Menschen erreichen sollten wir sie in ihrer Sprache ansprechen und ihre Probleme besprechen die sie in ihren Alltag beschäftigen. Da schliesse ich mir übrigens mit ein, ich drücke mich oft zu umständlich aus, das muss besser werden.
Quellen
[1] "Anfänge" David Graeber, David Wengrow ISBN: 978-3-608-98508-5
[2]z.B. "on anarchism" Noam Chomsky