Autor: Boduos
Was ist Glaube? Was sind Götter? Diese Fragen wurden und werden von jedem anders bewertet und beantwortet. Was ich hier ich hier schreiben werde möchte nicht alls alleinige Wahrheit oder Gesetz verstanden werden, es ist der Versuch mein Verständnis von der Natur der Dinge auszudrücken. Was ihr damit macht bleibt euch überlassen.
Mich hat bei diesem Thema generell umgetrieben was Wahrheit ist, was Realität ist und wie der Polytheismus da rein passt, wie er nach heutigem Verständnis funktioniert. Ich bemühe da keine esoterischen Hilfskrücken wie Feinstofflichkeit oder Äther oder ähnliches sondern bin versucht allein mit dem was uns vom objektiven Universum bekannt ist zu arbeiten.
Den Begriff Polymemetik habe ich mir selbst definiert. Ob es ihn bereits gab um dieses Thema zu umreissen oder etwas anderes auszudrücken ist mir zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt, ich lese mich immer noch quer zu dem Thema durch. Falls es da begriffliche Kollisionen gibt wäre ich sehr dankbar für einen Hinweis.
Polymemetik ist ein Begriff der die Begriffe Polytheismus und Memetik miteinander verbindet. Anstelle der metaphysischen theistischen Sicht möchte ich mich auf die memetische Betrachtungsweise stützen. Polymemetik ist eine philosophische Betrachtungsweise des Kosmos im Gegensatz zu einer theistischen oder animistischen. In einem Universum nur aus Physik das so groß und wunderbar ist habe ich keine Verwendung für eine zusätzliche Metaphysik.
Die Geschichte wird mich freisprechen.
Mich hat seit einiger Zeit die Frage beschäftigt, was Realität eigentlich ist. Anscheinend ist sie nicht für jeden die Gleiche, aber woran liegt das? Anscheinend beschäftigt die Frage nicht nur mich, sondern auch eine Menge anderer Leute, ich habe mich versucht dieser Frage von einem philosophischen Ansatz zu nähern und ich gefalle mir in der Vorstellung es ein wenig den Druiden gleichgetan zu haben die unter anderem allem Anschein nach nicht nur religiöse Führer, Heiler, Rechtsprecher und Chronisten sondern vor allem auch Naturphilosophen waren. Ich versuche mich wie gesagt in letzter in der Philosophie.
In einem Talk auf dem Chaos Computer Club Congress den ich mir angesehen habe fiel ein Satz den ich sehr prägnant fand und für wahr erachte. "Wir sind in diesem Universum nur mit unseren Sensoren und Gehirnen anwesend." Man kann nämlich nicht nur Hillary Clinton oder den Bundestag hacken, sondern auch die Realität als solche und das wird schon gemacht solange es organisierte Gesellschaften gibt.
Was ist denn eigentlich real? Yuval Harari hat darüber geschrieben, das man Realität grob in drei Kategorien definieren kann.
Objektive Realität Die objektive Realität ist die Summe alles Seins, alles um uns herum, ohne Interpretation, Filter und Ideologie. Die rohe geballte Flut aus Information, Energie und Materie. Bis jetzt ist uns keine Intelligenz bekannt die Zugang zu das dieser Realität hat.
Realität, objektive Realität ist das was bleibt, wenn kein Mensch anwesend ist. Sie ist unabhängig von uns existent und vorhanden.
Subjektive Realität Die subjektive Realität ist das Universum des Individuums, das mit einem eingeschränkten Satz an Sinnen ausgestattet ist, örtlich wie zeitlich eng beschränkt ist und ein mehr oder weniger spezialisiertes Interpretationsorgan, das Gehirn, besitzt. Was unsere Sinne wahrnehmen, Photonen auf den Netzhäuten, Wellenbewegungen in der Atmosphäre, Temperaturschwankungen und Kollisionen macht das Hirn zu Bildern, Geräuschen, einem Frösteln, einem Streicheln. Diese Realität gehört nur uns allein.
Subjektive Realität ist die Welt wie ich sie empfinde.
Intersubjektive Realität Die intersubjektive Realität ist eine geteilte Wirklichkeit, ein Geflecht aus Sprache, geteilten Erfahrungen, gemeinsamen Anahmen über die Welt und Ideen. Es ist ein Bild von dem mehrere Menschen glauben das es die Realität abbildet und auf das sie sich geeinigt haben. Glaube, Weltanschauung, Ideologie. Das ist alles intersubjektive Realität wenn sie von mehreren Individuen geteilt wird. Ein Bild von der Welt wie wir glauben, das sie sein könnte.
Intersubjektive Realität ist die Realität von der wir gemeinsam beschlossen haben, sie habe gefälligst wahr zu sein.
Meme sind ein relativ neues Forschungsfeld. Der Begriff wurde so wie er ist von Richard Dawkins 1976 geprägt in seinem Buch "The selfish gene". Dawkins ist unter anderem Evolutionsbiologe und prägte diesen Begriff als Sinnbild für eine Informationseinheit die sich wie Gene verbreiten und dabei evolvieren können. Mem ist ein Kunstwort das sich auf das Gen bezieht ebenso wie auf Erinnerung "memory" und Nachahmung "mime".
Der Mensch an sich zeichnet sich wie so viele Tierarten durch seine Mustererkennung aus. Das ist übrigens auch der Grund dafür das wir manchmal offensichtliches nicht sehen, weil wir in dem Moment das Muster nicht erkannt haben. Meme im Kontext zur Polymemetik sind meiner Meinung nach Muster im Universum die erkannt und benannt wurden. Der Lauf der Sonne, das Verhalten und Erscheinungsbild des Mondes mit den dazu beobachtbaren Wechselwirkungen. Regen, der die Erde nässt und Pflanzen wachsen lässt. Blitz und Donner und Gewitter. Aus diesen Strukturen, diesen Mustern bildeten sich Vorstellungen von Kräften die im Universum agieren, manchmal in Menschengestalt, manchmal auch als Tiere oder Hybride. Antropomorphisierung nennt sich das Konzept. Eine Vergestaltlichung in menschlicher Form.
Meiner Meinung nach ist die Existenz einer Donnergottheit evident. Ob es Jupiter, Zeus, Donar, Taranis Thor oder Perun ist, dadurch das das beschriebene Phänomen existent ist sind diese Götter als Mem auch existent, aber nicht als Individuen. Ich vertrete auch die Meinung, das jeder Gott für sich richtig ist und nicht, das alle diese Götter Immanationen eines Prinzips sind. Vielmehr muss man sie in ihrem jeweiligem Kontext sehen. Jede dieser Kosmologien ist für sich gesehen eine Realitätsinsel, ein Universum in sich und in diesem Memplex ist jede dieser Donnergottheiten authentisch. Zu behaupten alle diese Gottheiten wären eins und alle diese Kosmologien wären gleich ist Unsinn. Sie alle beschreiben dasselbe Universum, aber jede für sich bietet eine eigene Wahrheit, eine intersubjektive Realität.
Meinem Verständnis nach ist Religion keine Naturwissenschaft. Naturwissenschaft arbeitet streng empirisch durch Experiment und Nachweise, ist falsifizierbar und selbstkritisch und ich möchte auch nicht auf sie verzichten müssen. Religion ist nach meinem Verständnis das, was die Menschheit vor der Physik hatte um sich ein Abbild des Kosmos zu machen, das ist beiden gemein.
Richard Dawkins nennt Religion die "vorwissenschaftliche Methode".
Beide, die Naturwissenschaft und die Religion definieren uns, was real ist und was die Welt im Inneren zusammenhält. Beide dienen dem Verständnis der des Seins, vermitteln ein Bild vom Universums und der in ihm herrschenden Regeln. Die Religion und die Naturwissenschaft kommen naturgemäß dabei zu unterschiedlichen Ergebnissen. Die moderne Naturwissenschaft ist im Vergleich zur Religion eine recht neue und moderne Disziplin und Denkmodell und arbeitet mit einer permanenten Selbstkritik und Erneuerung, wohingegen die Religion doch eher konservativ und träge ist und auch zu "falschen" Schlüssen kommen kann. Natürlich gab es auch in der Antike Mathematik, Mechanik, Rhetorik und weitere Disziplinen, doch keine war so struktuiert und reglementiert wie die modernen Naturwissenschaften unter ihrer Doktrin der Ergebnisoffenheit und Falsifizierbarkeit.
Religion ist keine Naturwissenschaft. Aber Religion kam vor den Naturwissenschaften.
Religion ist im Prinzip organisierter Glaube. Durch die Organisationsstruktur bilden sich automatisch Hierarchien und Autoritäten, Regelmechanismen und Kontrollen. Religion beschützt die Ideen die sie vertritt nach aussen gegen fremde Ideen die ihr grundlegendes Struktur gefährden und assimilert diejenigen Ideen die sie stärken und eine positive Entwicklung fördern.
Religion vermittelt eine Wahrheit, eine Kosmologie, die das bekannte Universum erklärt und die Regeln nach denen es arbeit definiert. Die Bewegung der Sonne am Himmel durch einen göttlichen Streitwagenfahrer, Ungetüme die die Erde erbeben lassen und Erdbeben verursachen, Götter die Blitze schleudern oder die Pflanzen wachsen lassen. All das sind Erklärungsmuster für ein in sich geschlossenes Universum aus Erfahrung und Wahrnehmung. Wir erinnern uns, unsere Realität wird durch Wahrnehmung und Interpretation geformt.
Naturwissenschaft ist keine Religion, kein theistisches System. Aber eines hat Naturwissenschaft mit Religion gemein, nämlich das sie ein System ist uns das Universum zu erklären und uns ein Bild von der Welt zu vermitteln. Die Mittel dazu sind die wissenschaftliche Methode und Analytik, die Grundannahme das jedes Wissen erweitert werden kann und das es kein ultimativ richtiges Wissen gibt sondern das Wissen, das sich als falsch erweist durch neueres Wissen ersetzt werden kann.
Yuval Noah Harari
www.ynharari.com
ISBN 978-0099590088 Y.Harari "Sapiens - A brief history of humankind"
ISBN 978-1784703936 Y.Harari "Homo Deus - A brief history of tomorrow"