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Hellenismos - Ursprung des Dionysos-Mythos

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Der Ursprung des Dionysosmythos speist sich aus verschiedenen Quellen und es gibt verschiedene Theorien dazu. Es ist schwierig dazu gültige Aussagen zu treffen, weil sich der Ursprung des Mythos in eine Zeit zurückerstreckt die vorhistorisch ist. Uns fehlen einfach die Belege für klare und eifache Aussagen. Ich versuche hier also nach bestem Wissen und Gewissen das was ich finden konnte zusammenzutragen.

 

1. Ursprung: Thrakien 800 BCE

Das antike Thrakien liegt in Südost-Europa und umfasst ein Gebiet zwischen den heutigen Ländern Bulgarien, Griechenland und der Türkei. Die Grenzen sind das Balkangebirge im Norden, die Ägäische See im Süden und das schwarze Meer im Osten.

In der griechischen Mythologie wurde Thrax als einer der Söhne des Ares verehrt. In Euripides "Alkestis" wird er als Träger des Thrakerschilds benannt. Trax erscheint als der göttliche Stammvater der Thraker.

Die thrakische Religion und speziell die Schöpfungsmythen und ihr Pantheon Wurzeln in der Proto-indoeuropäischen Religion. Die Ethnogenese während der indoeuropäischen Völkerwanderung fand anscheinen in der frühen Bronzezeit statt, ca 1500 BCE als die Indoeuropäer sich mit den in Thrakien lebenden Menschen vermischten und die proto-thrakische Kultur bildeten. Während der Eisenzeit um 1000 BCE entstanden aus diesen dann die Thraker und die Daker. Die Thraker waren als hervorragende Kämpfer in der Antike gerühmt und man vermutet das nur die politische Zersplitterung und Uneinigkeit sie daran hinderte große Teile des Mittelmeerraums einzunehmen.
 

2. Ursprung: Lydien und Phrygien

Der zweite Einfluss des Dionysoskultes stammt wohl aus Lydien und Phrigien im 8-7 Jahrhundert BCE , allerdings der Fundlange über das Meer. Es gibt Funde die einen Einfluss aus Thrakien untermauern und ebensolche für Lydien und Phrygien, allerdings fehlen diese über den Landweg in Thessalien.

3. Ursprung: Hellenen

Der dritte Einfluss kommt aus dem hellenischen Fetland selber, aus der griechischen Kultur. Man darf zurecht vermuten das der Dionysoskult sehr alt ist und im Bereich Ioniens vorhanden war und nur ein Revival oder besser gesagt einen Popularitätszuwachs erhalten hat. Als Belege dafür gelten diverse Schrift- und Kulturzeugnisse:

Die Anthesteria (altgr. Blumenfest) das Frühjahrsfest das zwischen Februar und März stattfindet ist ein dem Dionysos geweihtes Fest. Dieses Fest findet sich sowohl bei den Hellenen und Ioniern und stammt aus einer Zeit vor der Trennung dieser beiden im 11.Jhd BCE. Hier kommt wieder chtonische Charakter des Dionysos zum Vorschein als Vegetationsgott und Erneuerer.

Prof. Deubner stellte die These auf, das der Dionysoskult in Delphi älter ist als der Apollonkult. Der Apollonkult in Delphi löste den älteren Gaiakult ab womit wir wieder eine Verbindung zum chtonischen Dionysos hätten. Delphi hiess vor dem 5Jhd BCE Pytho und dort soll der Gott Apollon den Python, eine gewaltige Erdschlange erschalgen haben und damit die Herrschaft über das alte Gaia-Heiligtum übernommen haben. Homer erwähnt dieses Apollonheiligtum bereits im 8.Jhd. BCE.

Homers Ilias und die Odyssee sind Epen die zwischen 800-700 BCE schriftlich niedergelegt wurden und tradierte Geschichten des trojanischen Krieges und in der Odyssee der Heimreise des Odysseus beschreiben die zeitlich im 13.-11.Jhd BCE zu verorten sind und die uns dort schon Informationen zu einem bereits bekannten und etablierten Dionysuskult liefern.

Ilias Buch 6, 130ff. Diomedes berichtet vom Lykurgos der die Ammen des rasenden Dionysos verfolgte woraufhin dieser zu Thetis flüchtete.

Ilias Buch 6, 461. Demeter wird mit einer Maenade verglichen.

Ilias Buch 14, 323, Erwähnung der Semele:

"Noch da ich Semele liebt', auch nicht Alkmene von Thebe,
Welche mir Mutter ward des hochgesinnten Herakles;"

Ilias Buch 22, 461. Andromache wird mit einer Maenade verglichen

Odyssee Buch 9, 198:

"Einen ziegenledernen Schlauch auf der Achsel, voll schwarzes
Süßes Weines, den mir einst Maron, der Sohn Euanthes,
Schenkte, der Priester Apollons, der über Ismaros waltet."

Euanthes ist die Tochter von Ariadne und Dionysos und Maron der Sohn der Euanthe.

Odyssee Buch 24, 194, die Bestattung Achilles:

"Aber die Mutter brachte die goldne gehenkelte Urne, Dionysos' Geschenk, und ein Werk des berühmten Hephästos."

 

4. Ursprung: Shiva

Teile des Mythos haben Bezug und Ähnlichkeiten zur vedischen Mythologie zum Gott Shiva. Ebenso wie Dionysos wird Shiva als Zerstörer und Erneuerer verstanden, als tanzender Gott und schrecklicher Gott. Die Rituale Shivas schliesen die Verehrung eines symbolischen Steinphallus des Lingam ein der in einer stilisierten Vulva, der Yoni steht. Der diesbezügliche Vergleich ist die satyrische Dauererektion.

Nachdem Hera Dionysos mit Wahnsinn schlug soll dieser durch die Länder Asiens und Afrikas gereist sein, unter anderem eben den indischen Subkontinent und von dort aus zurückgekommen sein. Seine Attribute sind unter anderem Panther die in seiner Begleitung auftreten und die Hieros Gamos, die heilige Hochzeit.

Ein weiteres Fragment ist die Reinkarnationslehre von der die Pythagoräer beeinflusst waren und die in den orphischen Mysterien eine zentrale Rolle spielen. Als Sohn des Apollon bereiste er die Unterwelt und kam aus ihr mit geheimen Wissen zurück. Er galt als dem Dionysos nicht zugewandt und wurde am Ende seines Lebens dem Mythos nach von Maenaden lebendig zerissen. Die Verbindung hier ist die Reise in die Unterwelt und die Verbindung zum Götterpaar Apollon und Dionysos. Die Lehre von Reinkarnation und der Seelenwanderung findet sich so nur ursrpünglich im indischen Bereich und die Vermutung nahe das sie von dort ihren Weg nach Europa fand.

 

5. Ursprung: Osiris

Andere Teile des Mythos, nämlich die des zerstückelten und wieder zusammengefügten Gottes. Seth tötete seinen Bruder durch eine List, zerstückelte die Leiche und verteilte sie über Ägypten. Isis suchte die Teile ihres Geliebten fügte diese mit Magie wieder zusammen um Osiris zu neuem Leben zu erwecken. Wir haben hier ebenso einen Auferstehungsmythos wie bei Dionysos und Jesus. Ebenso ist Osiris ein Unterweltgott und ein Vegetationsgott. Durch sein Sterben entstand mythologisch die Unterwelt üebrhaupt erst und er wurde zu ihrem Hüter.

Isis in ihrer Funktion als Göttin der Geburt, Wiedergeburt und der Magie ist zwangsläufig auch verknüpft mit dem Thema Tod und Unterwelt.

 

Verschiedene fragmentarische Elemente der Mythologie möchte ich hier auch noch ansprechen:

Semele

Semele ist im Mythos die Prinzessinentochter des Königs Kadmos und der Königin Harmonia von Theben. In Phrygien aber ist Semele der Name der Erdgöttin. Hier haben wir möglicherweise einen ähnlichen Prozess wie bei der minoischen Ariadne die als Erdgöttin erst zu einer normalen sterblichen (wenn man bei legendären Prinzessinnen von normalen Sterblichen reden kann) degradiert wird um sie dann wieder zu vergöttlichen und ihnen einen neuen Platz in der hellenistischen Kosmologie zuzuweisen.

Zagreus

Während der späten Bronzezeit, der frühen Eisenzeit breitete sich der Kult der chtonischen Gottheit Zagreus (Dionysos) während einer Zeit der sozialen Krise auf der Balkan-Halbinsel über den Hellespont ausgehend von Anatolien nach Thrakien aus und kam von hier aus nach Griechenland. Obwohl der Kult des Zagreus von den Anhängern der lokalen solaren Kulte abgelehnt wurde , setzte er sich schlussendlich durch und verwurzelte sich in Thrakien wo er sich mit den solaren Kulten verband und die Sonne und die chtonischen Gottheiten verbanden sich zu einer einzelnen Gottheit im thrakischen Pantheon.

(muss noch recherchiert werden)

Die Thraker glaubten wie viele andere Südost-Europäer auch das universelle Kräfte in der Welt wirkten und das diese aus den vier klassischen Elementen Erde, Luft, Wasser und Feuer geschaffen war. Diese vier Elemente formtenin der Form von Energie oder Kraft die Form eines Berges, der anthropomorphisiert als die thrakische große Muttergöttin dargestellt bzw vorgestellt wurde. Diese Vierergruppe wurde in der thrakischen Religion als das Fundament des Kosmos angesehen.

(muss noch recherchiert werden)

Die große Mutter Kybele

Kybele, (Phrygian: Matar Kubileya/Kubeleya "Kubileya/Kubeleya Mutter), möglicherweise Bergmutter, ist eine anatolische Muttergottheit die ihren Ursprung in neolithischen Zeiten in Çatalhöyük hat (7500-5700 BCE), wo man Statuen von fülliby Nevit Dilmengen Frauen, manchmal sitzend, bei Ausgrabungen fand.

Als Phrygiens einzig bekannte weibliche Gottheit war sie wahrscheinlich die Hauptgöttin. Griechische Kolonisten in Asia Minor nahmen den Kult der Kybele an und passten ihn für sich an als sie in in das griechische Kernland einführten und später bis hin in die westliche Kolonien um das Jahr 6te Jahrhundert BCE. In Griechenlandvermischte sich der Kybele Kult mit dem alten Erdkult um die Göttin Gaia, mit ihrem minoischen Equivalent Rhea und der Erntegöttin Demeter.

 

Sohn der Unterwelt

Dionysos ist also ein Sohn der großen Erdmutter. Laut Christoph Quarch durchaus als chtonische Gottheit anzusehen, es gibt Verbindungen zwischen Dionysos und Hades. Wir erinnern uns, in der hellenischen Mythenwelt neben der Semele als heute verbreitetste Mythe gibt es die Varianten von Demeter, Io, Lethe (das Vergessen,die Göttin eines Unterweltflusses), Persephone und Rhea in der Gestalt der Mutter, was durchaus auf einen chtonischen Charakter schliessen lässt. In Delphi, wo das Haus des Apollon stand wurde ebenfalls Dionysos verehrt, wobei es 7 heilige Hochfeste zu Ehren Apollons gab und 5 zu Ehren Dionysos (das sollte aber einen seperaten Bereich für sich erhalten).

Daneben gibt es immer noch den minoischen Einfluss, siehe Rhea, aber es gibt auch Abbildungen auf den der Säugling Dionysos mit einem Stierschädel statt eines Menschenkopfes abgebildet wird was uns wieder zu der Schwängerung Europas und der Stiergestalt Zeus' führt und dem Minotaurus Mythos.

 

Ein langer Weg

Hier gibt es auf jeden Fall noch viel zu recherchieren für mich und ich würde das dann entsprechend ergänzen und erweitern. Fest steht auf jeden Fall das die kulturellen Verschmelzungen, die Wanderungen von Mythen und ihr zeitlicher und räumlicher Einfluss hochkomplex sind und das nicht nur in diesem Fall und das die Reduktion nicht nur antiker Gottheiten auf simple einfache Bilder viel zu zweidimensional werden um dem Verständnis des Themas gerecht zu werden. Ich werde versuchen, Laie und Autodidakt der ich bin, dieses Thema die ihm zustehenden Aufmerksamkeit und Sorgfalt zu widmen und die Menge an Missdeutungen und Ungenauigkeiten so gering wie mir möglich zu halten.


 

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Published on  09.10.2022